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Vertrauen ist gut, Führung ist besser

Führung ist, wenn B macht, was A will. Ganz einfach und vor allem ganz wertfrei, eine Technik: Man kann in die richtige oder in die falsche Richtung führen. Führung ist damit nur eine der Fähigkeiten eines erfolgreichen Managers. Dazu gehören zumindest noch die Entwicklung einer Strategie und effektives Entscheiden im Durcheinander und unter Unsicherheit.

Zum Beispiel steht die Führungskraft vor der Frage, was ist jetzt besser: Vertrauen oder Kontrolle? Nichts von beidem: Am besten ist effektive Führung. 

 

Die fünf Säulen effektiver Führung von Mitarbeitern

 

Wichtig ist am Anfang, sich klar vor Augen zu führen, dass Unternehmen um die besten Mitarbeiter konkurrieren: They join brands, they leave managers. Anders als auf der Galeere ist Führung im Unternehmen damit eine ganz schön anspruchsvolle Aufgabe. 

 

Ohne Ketten für die eigenen Mitarbeiter hat effektive Führung folgende Komponenten. Alle sind notwendig, wenn eine fehlt, wird nicht das ganze Potential der Organisation ausgeschöpft. 

  • Die passenden Mitarbeiter aussuchen und halten: Mitarbeiter müssen richtig ticken, das ist das wichtigste. Intelligenz, Fachkompetenz und Erfahrung sind wichtig. Wenn aber ein Mitarbeiter nicht richtig tickt, hilft das ganze Know-how nichts, es kann dann sogar schaden. „Richtig ticken“ kann vieles bedeuten, aber eigentlich ist doch klar, was gemeint ist: Ganz allgemein richtig ticken, das heißt, gesunden Menschenverstand haben und integer sein, für das Unternehmen richtig ticken (in die Kultur passen) und in der Rolle sauber ticken: Ein Verkäufer muss ein Verkäufer sein, ein Controller ein Controller. Glücklicherweise gibt es Methoden, die es erlauben, bei der Einstellung zu prüfen, wie jemand tickt. Es ist kein Charakterfehler, wenn jemand kein Verkäufer ist. Ein Fehler wird daraus erst, wenn man einen Controller zum Verkäufer macht. Oder einen Verkäufer auf einer Controller-Stelle belässt. Kümmert man sich um die Mitarbeiter, werden sie in den allermeisten Fällen motiviert für das Unternehmen arbeiten. Jede Stunde, die man in Auswahl und Weiterentwicklung der Mitarbeiter investiert, ist eine gut investierte Stunde.
  • Follower erzeugen: Influencer auf Facebook, Twitter oder Instagram haben Follower und ohne irgendeine persönliche Beziehung oder Machtmittel Vorbildfunktion für Millionen von Menschen. Führung zeigt sich im Grad der Nachahmung. Wenn man selbst pünktlich ist, wenn man auf die Kunden hört usw., dann folgen die Mitarbeiter diesem Vorbild. Ohne eine Form von Vertrauen in die – sagen wir einmal – Integrität der Führungskraft als Influencer wird das nicht gehen. „Wir machen das nur für Herrn Sowieso“ sagt kein Mensch, ohne davon auszugehen, dass er menschlich und fachlich das Richtige tun wird, ohne dass man weiß, was das genau sein könnte. Follower bleiben dem Unternehmen auch ganz ohne Retention-Maßnahmen treu.
  • Mitarbeiter stolz machen: Normalerweise wollen die meisten Mitarbeiter ihre Arbeit gut machen. Nicht zwingend die Arbeit im Unternehmen, ersatzweise vielleicht nach der Arbeit als Heimwerker oder im Verein. Ganz ohne Gegenleistung. Sie sind allein dadurch motiviert, dass sie etwas können und es gut können. Kommt dann noch der Stolz auf das Unternehmen dazu, ist die Basis für gute Leistungen gelegt. Führung wird dann daraus, wenn man die Bedingungen dafür schafft, dass der Stolz auf die eigene Leistung am Arbeitsplatz und auf das Unternehmen entstehen kann und dadurch die Ziele des Unternehmens erreicht werden. Fängt bei den richtigen Produkten, Arbeitsmitteln, Zuhören, Training an und endet damit, denen Wertschätzung entgegen zu bringen, die den Erfolg an der Front wirklich erarbeiten.
  • Erwartungen unmissverständlich kommunizieren: Führung nur durch Gefolgschaft ist eine Illusion, das mag es geben, normalerweise handelt es sich aber um einen Euphemismus für Führungsschwäche. Wenn A will, dass B etwas macht, dann muss dieses „etwas“ klar und unmissverständlich (am besten in quantitativer Form) kommuniziert werden, weil es keine Telepathie gibt und man dem Chef nicht alle Wünsche von den Augen ablesen kann. Dabei muss man darauf vertrauen können, dass man die gleiche Sprache spricht und auch, dass unangenehme Ansagen nicht umstandslos in ein endgültiges Zerwürfnis münden (siehe: „richtig ticken“).
  • Exekution sicherstellen: Es gehört selbstverständlich zur Führung, die Exekution sicherzustellen. Das heißt nicht, eine e-mail ungelesen weiterzuleiten und zu beten, sondern Nägel mit Köpfen zu machen, ja: zu kontrollieren, ob das, was man will, auch wirklich passiert. Kontrolle ist nicht Misstrauen und folglich nicht das Gegenteil von Vertrauen. Vertrauen ist vielmehr die Basis dafür, dass die Kontrolle/Sicherstellung der Exekution nicht zur Spitzeltätigkeit und zum Overkill verkommt. Am besten gelingt das durch eine Führung nach operativen Zielen, während die Maßnahmen zur Primärkompetenz der – sorgsam ausgewählten und ausgebildeten – gehören. 

Alle fünf Säulen sind notwendig, um eine Organisation (Abteilung, Unternehmen, Verein etc.) effektiv in eine Richtung zu führen. Man kann sich dann immer noch überlegen, ob man in einer bestimmten Situation führen will, z.B. weil man sich auf etwas Wichtigeres fokussieren möchte. Es muss dann nicht falsch sein, die Dinge einfach laufen zu lassen und zu vertrauen, statt zu kontrollieren und zu führen. Das sollte dann eine bewusste Entscheidung sein. Normalerweise wird aber Führung irgendwann gefordert und dann muss die Basis gelegt sein. Mit den fünf Säulen kann Führung effektiv ausgeübt werden, wenn es darauf ankommt, mit Vertrauen und Kontrolle.

 

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